Das "Schutzengelhaus" - ein Zeugnis Unkeler Geschichte
Der Obere Markt in Unkel wird geprägt durch ein stattliches Fachwerkhaus, dem „Schutzengelhaus“.
Das Ehepaar Engelbert Clasen und Anna Catharina Karst ließ dieses Gebäude 1738 als ihr Wohnhaus errichten. Die Inschrift im Türsturz über der Eingangstür gibt Auskunft darüber.
Beide stammten aus angesehenen, wohlhabenden Unkeler Familien, die über mehrere Generationen Ämter als
Baumeister, Schöffen und Bürgermeister bekleideten.
Der zweigeschossige Fachwerkbau mit doppelstöckigem Mansardendach und einem angefügten Wirtschaftstrakt ist im Wesentlichen unverändert erhalten geblieben.
Geschweifte Balken und Zierfelder unter den Fenstern schmücken die Fassade zum Markt hin. Unter der Balkenzierform „Wilder Mann“ nimmt man das unscheinbare hölzerne Relief wahr, das dem Gebäude seinen landläufigen Namen gab:
Der Schutzengel mit dem Kind zwischen gedrehten
Säulen.
Der Spruch lautet:
„Maria IHS Joseph.
Der heilige Schutzengel spricht diese Wort: Wils du libes Kint mit mir eilen fort, so mes du halten dein Gebott. Ja Engel
mein, getz bin ich bereit mit Dir zu reisen in das Himmelreich“.
An der Hausecke im 1. Obergeschoß fällt eine prächtige Madonna mit dem Jesuskind auf.
Ihre Füße ruhen auf der Mondsichel, seit altchristlicher Zeit das Symbol ihrer Göttlichkeit, die von der Sonne Christi ihre Kraft und ihren Glanz empfängt, dargestellt durch den vergoldeten Strahlenkranz hinter der Madonna.
Der Baldachin symbolisiert den Himmel und die Wolken deuten die überirdische Sphäre an, in der die Figur schwebt.
Weitere Clasen-Generationen bewohnten den Familiensitz.
Hervorzuheben ist der 1889 geborene und in Unkel aufgewachsene Dr. Wilhelm Dresen, der 1916 Mathilde Brigitte Clasen heiratete.
Er stieg als Lehrer bis auf die Position eines Oberstudiendirektors auf.
Daneben engagierte er sich politisch in der katholischen „Rheinischen Zentrumspartei“ und war in den 1920er Jahren Abgeordneter im Rheinischen Provinziallandtag in Düsseldorf.
Gegen Ende des Krieges in Aachen ausgebombt, kehrte er an den Rhein zurück und leitete das Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef.
In Unkel war er 1947 an der Gründung des CDU-Ortsverbandes beteiligt und im Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde Sankt Pantaleon aktiv.
Der 1954 früh verstorbene Pädagoge wurde als charakterfeste, kraftvolle und pflichtbewusste Persönlichkeit sehr geschätzt.
Auf ganz anderem Feld hat sich Hans-Walter Clasen seine Meriten verdient.
Er wurde 1923 im Schutzengelhaus geboren. Schon mit 11 Jahren verlor er seinen Vater Ludwig Clasen.
Er war zunächst als Schiffer unterwegs bis er als Soldat im
2. Weltkrieg dienen musste.
Nach dem überstandenen Krieg machte er eine Schauspielausbildung in Düsseldorf, wo er 1947 an der Gründung des berühmten Kabaretts „Kom(m)ödchen“ beteiligt war.
In den 1950er und 1960er Jahren trat er in zahlreichen Kinofilmen in Nebenrollen auf, ehe er sich vor allem als Synchronsprecher in ausländischen Filmen profilierte.
So lieh er vielen amerikanischen Filmschauspielern in beliebten Unterhaltungs- und Kriminalfilmen seine Stimme.
1979 ist er in Berlin verstorben.
Seine Tochter Christiane Klefisch hat dem Unkeler Stadtarchiv ein Schiffsmodell über lassen, das ihr Vater in dem Schutzengelhaus zurückgelassen hatte.
Es verkörpert einen Frachtsegler, der ab Köln auf dem Niederrhein verkehrte, ein „Bönder“
Noch heute ist das Hausgrundstück im Eigentum der Nachkommen der Familie Clasen.
Die Bewohnerin, Frau Ingrid Franke, ist eine geborene Clasen.
Wenn man in der Kirchstraße über das Hoftor in den Hinterhof schaut, fällt einem eine Sammlung von Eisenbahn-Utensilien auf, wie z.B. eine Signalanlage, die ihr verstorbener Ehemann zusammengetragen hat.