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Siebter Blog - Juli 2024

Der "Ursulinenhof / Unkeler Hof"

Unkeler Hof um 1995
Unkeler Hof um 1995

Der (alternativlose) Abriss der „Löwenburg“ hat eine große Lücke in das Stadtbild unserer Altstadt gerissen. Umso erfreulicher ist, dass ein anderes markantes Bauwerk am Willy-Brandt-Platz restauriert wird, der ehemalige „Unkeler Hof“, vormals „Ursulinenhof“. 

 

 

 

Die Historie dieses Anwesens lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Eine Familie Speensetzer von Unkel wird als Eigentümer genannt. Als Schiffer und „Zollbesetzer“ gelangten die „von Unkel“ in die gehobene Kölner Gesellschaft. 1641 heiratete Sybilla von Unkel den Kölner Großkaufmann und Ratsherrn Gottfried von der Hardt und dieser schenkte das Unkeler Hofgut samt Weinbergsbesitz dem Schulorden der Ursulinen zu Köln. Wie einträglich dieser rund 15 Morgen umfassende Besitz war, zeigt der Neubau des Verwaltungssitzes im Jahr 1732 am Unteren Markt in Unkel. 

 

Wegen der von Kaiser Napoleon I. 1802 verfügten Säkularisation kirchlicher Güter verloren auch die Ursulinen u.a. ihr Grundvermögen in Unkel. Käufer und neuer Bewohner war schließlich wieder ein Kölner: der Offizier Philipp von Monschaw. Er überlebte drei Ehefrauen. Nachdem er 1883 verstorben war, stiftete sein Sohn Rudolf von Monschaw zum Andenken an seine Eltern ein Kirchenfenster in der Pfarrkirche St. Pantaleon. Die Grabstätte befindet sich an der Nordseite der Kirche. Schon vor 1850 hatte Hauptmann von Monschaw den Ursulinenhof an Johann Josef Clasen verkauft, der das Anwesen zu einem Gasthof umgestaltete. 

25 Jahre lang, ab 1850, unterhielt Clasen hier auch die erste Posthalterei in Unkel. 

 

Hotel Stuch um 1900
Hotel Stuch um 1900

In seiner Nachfolge vergrößerte Christian Stuch den Hotelbetrieb und ließ 1924 rückwärtig auf einer Parzelle seines Nachbarn Max Hattingen einen Saal für 150 Personen errichten. Ein schriftlicher Vertrag machte dies möglich. Mit dem Plan, dort „kinematographische Vorführungen“ stattfinden zu lassen, scheiterte Stuch allerdings. Aber viele Feste wurden im „Hotel-Restaurant Stuch“ gefeiert. Es war das Vereinslokal des „Allgemeinen Turnvereins“ und in der Nazi-Zeit „SS-Sturmlokal“. 1936 ging Stuch in Konkurs. 

Unkeler Hof um 1938
Unkeler Hof um 1938

Der Name „Unkeler Hof“ geht auf seinen Nachfolger Heinrich Wallmeyer zurück. Der ließ auch die lange zugeputzte Fachwerkfassade freilegen und das Gebäude in seiner ursprünglichen Schönheit erstrahlen. Der Betrieb überdauerte den Krieg.

1948 inszenierten Unkeler Schüler in dem Saal Theateraufführungen und am 29.04.1949 eröffnete darin das Kino „Freiligrath-Lichtspiele“, gegründet von Walter Figge und zwei Jahre später betrieben vom Metzger Josef Niederée.

Aber was viele Jahre eine große Attraktion für die Unkeler war, überlebte sich. Bald hatte jede Familie einen Fernseher und 1971 musste das Kino schließen.

In der Zeit des Tourismusbooms in den 1960er und 70er Jahren lief der Betrieb hervorragend.

Das Ehepaar Fritz und Johanna Knapheide führten Gasthof und Hotel noch bis in die 1990er Jahre erfolgreich fort. Der Saal musste jedoch dem Platzbedarf des eigentlichen Grundeigentümers weichen. Das war mittlerweile das Ehepaar Karl und Christel Korf, die das ehemalige Hattingen-Haus zum „Gästehaus Korf“ umgewandelt hatten.

Unkeler Hof um 1985
Unkeler Hof um 1985

Mit dem neuen Eigentümer des „Unkeler Hofs“, Mahmut Selvi verfiel die Gastwirtschaft in einen Dornröschenschlaf.

 

Der Investor Georg Hoeller will nun dem geschichtsträchtigen Haus eine neue Zweckbestimmung geben und lässt es zu Wohnzwecken restaurieren und umbauen.

 

 

W. Meitzner, Juni 2024


Bildergalerie - Ursulinenhof / Unkeler Hof