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Vierter Blog - April 2024

Unkeler Gefängnisturm
Unkeler Gefängnisturm

Unkeler Gefängnisturm

Am südlichen Ende der Unkeler Rheinpromenade fällt ein massiver, runder Turm, bekrönt von einer geschwungenen Dachkuppel, ins Auge.

Dieser sogenannte Gefängnisturm gilt als ein Wahrzeichen der Stadt Unkel. Dieser südwestliche Eckturm der ehemaligen Stadtbefestigung wurde wahrscheinlich um 1550 im Rahmen der Befestigung Unkels mit Mauer und Graben errichtet.

 

Er sollte drei Zwecken dienen:

  • Wehrturm - Hauptzweck war seine Funktion als Wehrturm. Die Außenmauer besteht aus liegenden Basaltsäulen, nach Südwesten hin bis zu 1,20 m lang. Verwendet wurde der sehr harte „Unkelstein“, der auf der gegenüber liegenden Rheinseite gebrochen wurde. Die oberste Etage, ca. 15 Meter über dem Uferweg, war ursprünglich ein offener Wehrgang, bekrönt durch ein spitzes Kegeldach. Zu der Tür in den Turm gelangte man nur von dem vermutlich hölzernen Wehrgang auf der Innenseite der Stadtmauer.
  • Eisbrecher - Einen anderen Zweck erfüllte der Turm als Eisbrecher. In früheren Zeiten fror der Rhein insbesondere an den Engstellen des Mittelrheines häufig zu. Wenn dann Tauwetter einsetzte lösten sich gewaltige Eisbrocken und schwammen mit hoher Geschwindigkeit stromabwärts. Die Basaltmauer des Turmes konnte der Gewalt dieser Brocken trotzen und sie zertrümmern. Dadurch war die weitere Mauer weniger gefährdet.
  • Gefängnisturm - Nicht nur in Unkel diente ein solch massiver Turm aber auch als sicherer Ort zum Wegsperren von Verdächtigen bis zur Gerichtsverhandlung. 


Architektur des Gefängnisturms

Hat man den Turm durch die äußere massive Holztür betreten, führt rechts eine steile, schmale Steintreppe in die erste Etage. Über Leitern erreicht man die 2. Etage und schließlich die „Laterne“ des Turmdaches, wo man nach Öffnung der Schlagläden in alle vier Himmelsrichtungen hinausblicken kann. Der Zugang zu dem Raum im unteren Geschoß ist durch eine weitere Tür gesichert. Dahinter konnten festgenommene Verdächtige eingesperrt werden. Der Fußboden dieses Gefängnisses ist in der Mitte kreisförmig durchbrochen und gibt den Blick frei auf den ca. 8 m tiefer liegenden Grund des Turmes. Wer dorthin hinabgelassen wurde, hatte keine Möglichkeit zu entkommen.Ursprünglich hatte der Turm unter einem kegelförmigen Dach einen offenen Wehrgang. Als der Turm wegen der mittlerweile sehr wirksamen Artillerie in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts seine militärische Bedeutung einbüßte, wurde er nicht mehr gepflegt und verfiel. Die Kreidezeichnung Herman Saftlevens um 1662 zeigt den Turm ohne Dachaufbau. Das Kegeldach mit Wehrgang war vermutlich um 1650 marode und stürzte ein, so dass man den hölzernen Aufbau entfernen mußte. Um 1700 setzte man dem verkürzten Turm eine verschieferte Barockhaube auf, eine sog. „welsche Haube“.
Nach Schleifung der südlichen Stadtmauer , etwa gegen 1825, wurde der Turmeingang von der Uferseite her durch einen Treppenaufgang erschlossen, der aber mit der Zeit verfiel.

Restauration des Gefängnisturms

1910 bemühte sich der Verkehrsverein  (VV) Unkel vergeblich, den „Gefängnisturm“ der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 1925 nahm sich der „Rheinische Verein für Denkmalpflege“ des maroden Turms an.

Der bis zur Turmspitze vorgedrungene Efeu wurde entfernt. Dieser wuchs aber bis 1960 erneut sehr hoch hinauf. Dachdecker Schopp aus Erpel erneuerte das Schieferdach.

Zeitweise diente der Turm als Hühnerstall und Rumpelkammer.

Seit 1973 verfolgte der 2. Vorsitzende des Kur- und Verkehrsvereins (KuVV), Karl Korf, das Ziel den Turm zu restaurieren und zu öffnen. Zu der Zeit war der äußere Treppenaufgang durch eine Trockenmauer unzugänglich. 1976 übergab die Stadt Unkel den Turm durch Pachtvertrag in die Obhut des Vereins. Mitglieder des Junggesellenvereins gruben und räumten 1982 anlässlich der 100-Jahr-Feier des KuVV den Zugang von der Promenade aus frei und im Juni 1983 setzten Mitglieder des KuVV mit handwerklichem Geschick unter fachmännischer Leitung des Stadtrats Werner Schmitz eine Basalttreppe ein. Stadtbürgermeister Fritz Teckemeier übergab den historischen Turmschlüssel dem KuVV. Rechtzeitig vor der 1100-Jahr-Feier 1986 wurde auch der Turm selbst durch koordinierte Handwerkerleistungen restauriert und am 17. Mai 1986 öffentlich zugänglich gemacht. Urkunden, Schrifttafeln, die eisernen Fuß- und Halsfesseln und eine Sammlung von Grenzsteinen u.ä. bilden ein kleines Museum, was vornehmlich Karl Korf und dem 25 Jahre lang tätigen Stadtarchivar Rudolf Vollmer zu verdanken ist.

 

Besichtigung des Gefängnisturms
Seit 1996 sorgt der 1995 gegründete Geschichtsverein Unkel für regelmäßige sonntägliche Öffnungszeiten im Sommerhalbjahr (Öffnungszeiten des Gefängnisturms in 2024 entnehmen Sie bitte dem "Jahresprogramm 2024".). Auch bei den Nachtwächterführungen ist der Gefängnisturm eine spektakuläre Station mit dem „Gefangenen“ Anton Kühlwetter. Den Besuchern wird die durch Akten belegte Geschichte dieses  „letzten Gehängten“ nahegebracht, aber auch die kolportierte Anekdote, dass Ludwig van Beethoven in seinen Jugendjahren wegen Randalierens einmal eine Nacht im Gefängnisturm eingesperrt gewesen sei und dass er einige Noten seiner „Adelaide“ in den Putz geritzt habe. Gesichert ist jedenfalls, dass Beethoven früh das Orgelspiel erlernt hat und den Organisten der Unkeler Pfarrkirche besuchte, um mit ihm auf der hiesigen Orgel zu spielen. Was die jungen Leute sonst noch angestellt haben, ist vielleicht nur eine erheiternde Legende.

Durch seine imposante Gestalt und ausgeprägte Lage am Rheinufer ist dieser Turm ein dankbares Objekt vieler Arten der bildlichen Darstellung, so auf Gemälden, Fotographien und Postkarten.

Als Wahrzeichen der Stadt Unkel figuriert der Turm auf den verschiedensten Erkennungszeichen und Logos Unkeler Vereine und Veranstaltungen.


Bildergalerie - Gefängnisturm Unkel